Erinnerungen - Teil 5: Berühmt für 3:30 Minuten - wie Nicolas Weßolowski die Spielvereinigung ins Fernsehen brachte

Die Frage "Komm ich jetzt ins Fernsehen?" war ein Running Gag in der SAT 1-Comedysendung "Die Wochenshow", die Ende der 90er Jahre große Erfolge beim Publikum feierte. Dieses dürfte Nicolas Weßolowski am 6. August 2018 nicht im Sinn gehabt haben, als er mit einem Torerfolg im Pokalspiel gegen den SC Herford die Grundlage für seinen ersten Fernsehauftritt legte. Der Sommer 2018 ging somit nicht nicht nur wegen seiner heißen Temperaturen in die Geschichte ein:

Die ersten beiden Runden im Kreispokalwettbewerb wurden auch in der Saison 2018/19 in der Vorbereitung auf die Meisterschaftssaison ausgetragen. Nachdem die Spvg. Hiddenhausen in der 1. Runde beim C-Ligisten FC Muckum leicht und locker mit 11:0 gewann, traf man bereits eine Woche später  in Runde 2 auf der heimischen Lippinghauser Alm auf den Westfalenligisten SC Herford - eine schier unlösbare Aufgabe. Erneut knackte das Thermometer wie so häufig in diesem Sommer die 30 Grad-Marke, als beide Mannschaften den Platz betraten. Trotz des frühen 0:1-Rückstands durch Marcel Todte in der 17. Minute verkaufte sich die Spielvereinigung mehr als teuer und hielt das knappe Ergebnis gegen den drei Klassen höher spielenden Gegner bis weit in die zweite Halbzeit. Dann passierte das schier Unglaubliche: Schiedsrichter Philipp Miska eröffnete in der 72. Minute nach einer Trinkpause erneut die Partie, als der Ball zum an der Mittellinie platzierten Nicolas Weßolowski gespielt wurde. Hiddenhausens damaliger Neuzugang legte sich die Kugel zurecht, zog aus gut 50 Metern ab und traf über den völlig verdutzten SCH-Keeper Yannick Grützner hinweg zum 1:1-Ausgleich - was für ein Tor! Zwar verloren die Vereinigten das Spiel noch mit 1:2 durch Todtes zweiten Treffer kurz vor Spielende, doch sowohl das knappe Endergebnis, als auch das nicht alltägliche Tor von Weßolowski sollten weiter für Gesprächsstoff sorgen. Ein Herforder Verantwortlicher hielt den Ausgleichstreffer per Videomitschnitt für die Nachwelt fest und leitete die Datei an die Spielvereinigung weiter. Grund genug um "berühmt" zu werden:

Im altehrwürdigen "aktuellen sportsudio" des ZDF dürfen sich bekanntlich Woche für Woche Amateurfußballer gegen einen Profi an der Torwand messen, sofern diese ein besonderes schönes Tor im Spielbetrieb erzielt haben. Um dieses zu erreichen, wurde der Mitschnitt von Weßolowskis Tor an das Portal fussball.de übersandt. Die Abstimmung gegen zwei weitere Einsendungen aus ganz Deutschland gewann Hiddenhausens Nummer 7 klar und deutlich - und die Einladung nach Mainz folgte prompt. Am 1. September 2018 hatte Nicolas Weßolowski seinen großen Auftritt und wurde für 3:30 Minuten deutschlandweit bekannt. Über seinen Gegner an der Torwand wurde vorher viel spekuliert, auch Bundestrainer Joachim Löw soll als Studiogast im Gespräch gewesen sein. Es wurde letztlich der DFB-Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich, der sich überraschenderweise als hartnäckiger Gegner erweisen sollte: Den ersten und den dritten Versuch sollte Fröhlich verwandeln und setzte Weßolowski gleich unter Druck. Der blieb aber gewohnt cool, verwandelte seine ersten beiden Schüsse und scheiterte mit dem dritten nur knapp. Das Ergebnis nach "dreimal unten" hieß also 2:2. "Was für ein Duell", ließ sich Moderator Jochen Breyer entlocken und schien doch ein wenig überrascht zu sein, dass es gute Fußballer auch unterhalb des Profibereichs gibt. Nun versuchte sich Fröhlich "oben", zeigte Schwächen und traf nicht ein einziges Mal. Somit war klar, dass Weßolowski noch einmal treffen musste, um sich für das Endturnier der Tagessieger am Saisonende zu quaifizieren und andererseits die Siegprämie von 1.000,- Euro einzustreichen. Bereits nach dem ersten Schuß nach oben links war alles klar: Weßolowski traf zum 3:2, scheiterte mit seinen beiden weiteren Versuchen erneut sehr knapp, aber gewann das Duell und vertrat unseren Verein auf medialer Bühne hervorragend. Bereits einen Tag später trat Weßolowski mit seiner Mannschaft in Vlotho an. Beim 1:0-Auswärtssieg versuchte sich der Kunstschütze erneut von der Mittellinie und scheiterte dieses Mal an der Latte. Vielleicht in diesem Fall besser so, denn niemand hatte diese Szene gefilmt. Moderator Jochen Breyer, der Weßolowski noch einen Tag vorher fragte, ob sein Traumtor denn wirklich so geplant gewesen wäre und die klare Antwort "Ja" kaum glauben konnte, wäre dann wohl wirklich sprachlos zurückgeblieben.

Im Endturnier der Tagessieger am Saisonende scheiterte Weßolowski dann leider in der Vorrunde mit "nur" einem Treffer. Das Erlebnis von einem Fernsehauftritt und zwei Einladungen ins geschichtsträchtige sportstudio des ZDF wird aber bleiben.

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