Erinnerungen - Teil 4: Ein Traumtor nährt Aufstiegsträume

Torgefährlich: Carsten Vogt, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, sorgte mit einem Traumtor für den 2:1-Sieg beim SV Schnathorst.

Torgefährlich: Carsten Vogt, der heute seinen 50. Geburtstag feiert, sorgte mit einem Traumtor für den 2:1-Sieg beim SV Schnathorst.

Als "junge Wilde" durfte man die Spvg. Hiddenhausen in der Saison 1988/89 durchaus bezeichnen. In dieser Bezirksliga-Spielzeit griffen die Verantwortlichen auf einen hoffnungsvollen Jahrgang aus der eigenen Jugend zurück. "Nichts mit dem Abstieg" wollte man in Lippinghausen und Eilshausen zu tun haben - so die vorsichtige Zielsetzung. Doch es sollte viel besser kommen: Die Spielvereinigung kämpfte mit dem späteren Meister Arminia Vlotho und TuRa Löhne fast bis zum Saisonende um den Titel, ehe der Tank auf der Zielgeraden leer war. Die Hoffnung auf eine Sensation nährte auch das Spiel beim SV Schnathorst. Hauptdarsteller war ein Spieler, der gerade der Jugendabteilung entwachsen war und am heutigen Tag seinen 50. Geburtstag feiert:

Viel Freude machte die Mannschaft der Spvg. Hiddenhausen den Verantwortlichen und Fans in der Saison 1988/89. Nur eine Niederlage hatte man bis zum November des Spieljahres erleiden müssen. Starke Leistungen des jungen Teams nährten die Hoffnungen des Umfelds, erneut in die Landesliga aufzusteigen. Frei nach dem Motto von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt ("Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen") verhielt sich jedoch Trainer Wolfgang Windmann, der beinahe gebetsmühlenartig den Klassenerhalt als Saisonziel propagierte. Dies hielt die Fans aber Ende November 1988 nicht davon ab, zahlreich zum Auswärtsspiel nach Schnathorst anzureisen. Die Hoffnungen auf einen Auswärtssieg waren groß: Konkurrent TuRa Löhne hatte gerade eine Woche zuvor dem SVS eine zweistellige Niederlage zugefügt.

Doch so einfach, wie die Aufgabe schien, war es beileibe nicht. Die Mannschaft des SV Schnathorst dürfte sich in der Trainingswoche einiges angehört haben und ging auf dem Hartplatz äußerst motiviert zu Werke. Zwar waren die Vereinigten auch ohne den verletzten Thorsten Rosenstengel die bessere Mannschaft, jedoch hielten dei Gastgeber kämpferisch mit und stiegen teilweise überhart gegen die Hiddenhauser Akteure ein. Opfer dieser rustikalen Spielweise wurden Holger Lücking (klaffende Oberschenkelwunde) und Andreas Kühn (Kopfprellung). Der Halbzeitstand war zunächst ernüchternd: Nach der 1:0-Führung durch einen abgefälschten Schuß von Frank Langkamp in der 35. Minute glich der SVS kurz vor der Pause durch Meyer zum 1:1 aus. Nach dem Wechsel trotzten sowohl Spieler als auch Fans dem einsetzenden Schneeregen, der das Geläuf zum Ende der Partie praktisch unbespielbar machte. Hiddenhausen rannte an und erspielte sich eine Torchance nach der nächsten, doch Schnathorsts Torwart Hachmeister wuchs mehrfach über sich hinaus, schien nicht zu bezwingen zu sein und entnervte ganz Hiddenhausen. Fünf Minuten vor dem Ende erhielten die Vereinigten einen Freistoß gut 25 Meter vom Tor entfernt. Der junge Mittelfeldspieler Carsten Vogt legte sich den Ball zurecht, zog mit dem Mute der Verzweiflung ab und traf direkt in den Winkel zum 2:1-Sieg. Torwart Hachmeister flog dem Ball eine gefühlte Ewigkeit hinterher, doch auch Schnathorsts mit Abstand bester Spieler des Tages hatte dieses Mal endlich keine Abwehrchance - ein Traumtor. Während Vogt unter seinen jubelnden Mitspieler begraben wurde, landete Hachmeister in einer von vielen großen Pfützen auf dem Sportplatz. Der sonst so besonnene Kassierer Egon Fleher hielt es nicht mehr auf seinem Stehplatz, lief auf den Platz, ballte seine Fäuste, beugte sich über Schnathorsts Torwart und schrie seine ganze Freude hinaus. Nach dem Spieltag führten die Vereinigten nach Minuspunkten gar die Tabelle an. Trainer Wolfgang Windmann ließ das natürlich kalt: "Ich denke, wir haben einen gehörigen Schritt Richtung Klassenerhalt gemacht". Aufgrund dieser Tiefstapelei wurde Windmann von der heimischen Presse der Beiname "Otto Rehhagel des Kreis Herford" verpasst.

Der goldene Torschütze Carsten Vogt wurde lebend aus der Spielertraube befreit und kann auch deshalb heute seinen 50. Geburtstag feiern, zu dem wir natürlich herzlich gratulieren.

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